200 Mrd. für Rüstung, aber:: Wichtigster Marine-Hafen bröckelt
Kriegsschiffe liegen an Kaimauer aus dem Jahr 1910
Die Kaimauern am Gelände von Blohm+Voss in Hamburg stammen noch aus der Kaiserzeit, sind total marode
Die neue Bundesregierung will mehr als 200 Milliarden Euro jährlich für Verteidigung ausgeben. Doch der wichtigste deutsche Seehafen sendet ein fatales Signal: Ausgerechnet die Kaimauer, an der Top-Projekte der Marine realisiert werden, ist völlig marode.
Bei Blohm+Voss im Hamburger Hafen ist die Pier nicht mehr standsicher, muss umfassend saniert werden. Nach BILD-Informationen ist der erste Bauabschnitt auf dem streng bewachten Werft-Gelände abgesperrt, die Sanierungsarbeiten sollen 5 Jahre dauern und 300 Mio. Euro kosten!
Ausgerechnet hier! An der maroden Kaimauer entstehen Korvetten für die Marine. Alle fünf bestellten Schiffe liegen derzeit bei der Spezial-Werft in Hamburg, u. a. werden die Einheiten gegen neuartige Drohnen aus Putins Krieg gegen die Ukraine nachgerüstet.
Werft bestätigt „strukturelle Anpassungen“
Ein Sprecher der Werft bestätigt auf BILD-Anfrage: „Um ausreichend Platz für die notwendigen Sanierungsarbeiten zu schaffen, haben wir vor Ort strukturelle Anpassungen vorgenommen und dabei unter anderem die beiden Schwimmdocks an eine andere Position verlegt.“
Taufe der Korvette „Augsburg“ am 8. Mai. Knapp hundert Meter weiter ist die Kai-Anlage von Blohm+Voss abgesperrt: zu instabil!
Werden die Korvetten deshalb später fertig? Die dringend benötigten Schiffe sind bereits um Jahre verspätet, statt 2022 wird das erste erst nächstes Jahr übergeben.
Arbeiten an Korvetten können „wie geplant fortgeführt werden“
Für eine weitere Verzögerung sorgen die kaputten Kais demnach aber nicht. Der Sprecher betont, „dass die laufenden Arbeiten an den Marineschiffen (…) unabhängig von den aktuell von der HPA durchgeführten Sanierungsarbeiten an der Kaimauer wie geplant fortgeführt werden.“ Es bleibt das verheerende Signal!
Denn für Verteidigungsfähigkeit und Resilienz Deutschlands sind die Seehäfen unverzichtbar, der Zustand ist also mehr als besorgniserregend. Die mehr als 60 Standorte an den Küsten von Nord– und Ostsee schieben einen Sanierungsstau von mehr als 20 Milliarden Euro vor sich her.
Einigen Kaimauern in den Häfen „droht der Einsturz“
Laut Hamburger Wirtschaftsbehörde sind unter den Hunderten Kilometer Kaimauern viele schon sehr alt, müssen dringend saniert werden – „sonst droht der Einsturz“, so ein Sprecher.
Blick auf den Korvetten-Kai in Hamburg. Die fünf Küstenländer fordern, den Bundes-Zuschuss für die Häfen von zurzeit 38 Mio. Euro jährlich auf 500 Mio. Euro zu erhöhen. Bisher zahlt die Stadt Hamburg die Sanierung allein
Und über die aktuellen Arbeiten am Steinwerder Kai: „Diese Kaimauer stammt von 1910, war Mitte des vergangenen Jahrhunderts teils ertüchtigt worden, ist nun nach rund 110 Jahren der Nutzung aber instabil.“ Die Kaimauer soll erhalten werden, „um hier unter anderem Marine-Schiffbau im nationalen Interesse betreiben zu können.“
Haben Sie Fehler entdeckt? Möchten Sie etwas kritisieren? Dann schreiben Sie uns gerne!