Felsen von Étretat in der Normandie
Schon Claude Monet hat die Felsbögen von Étretat viele Male porträtiert. Heute sind die französischen Kreideformationen als Instagram-Spot bekannt. Warum sperrt die Gemeinde jetzt den Zugang zu den Klippen? Von Antje Blinda •
Nördlich von Le Havre, an der Küste der Normandie, schwingen sich die drei Felsbögen von Étretat aus dem Meer. Die Kräfte der Natur haben die Durchbrüche in der weißen Kreide der sogenannten Alabasterküste erschaffen: Regen, Frost und Meeresbrandung.
Am eigentümlichsten wirkt die Porte d’Aval, der Elefantenrüssel, mit der benachbarten Felsnadel Aiguille. Der zarte weiße Felsbogen wird durchzogen von braun-schwarzen Bändern aus Feuersteinen. Massiver sind Manneporte und Porte d’Amont und auch die Formation Pointe de la Courtine, die eine Art Schlüsselloch birgt und südwestlich der Bögen liegt.
Dramatisch dunkel wirken die bis über 80 Meter hohen Bögen bei stürmischem Wetter über dem Ärmelkanal, beeindruckend und licht bei Sonnenschein. Wie viele Maler zog es auch den Franzosen Claude Monet an die Küste von Étretat, vielfach hat er Formationen bei Regen und im Sommerlicht gemalt.
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Der Schriftsteller Maurice Leblanc, der selbst in Étretat wohnte, ließ seinen Gentleman-Dieb Arsène Lupin auf den Klippen wandeln und in einer Höhle den Schlüssel zum Schatz der Könige von Frankreich finden. Zu sehen waren die Felsen dementsprechend zuletzt in der Netflix-Serie »Lupin«.
Nachdem die erste Staffel im Januar 2021 veröffentlicht worden war, entdeckten deren Fans den Schauplatz – und sorgten für einen verstärkten Besucheransturm. Tausende Touristen und Touristinnen pilgerten täglich durch das Dorf.
»Auf allen Hauptstraßen herrscht Stau, die Parkplätze sind überfüllt, und die Autos werden einfach irgendwohin gestellt«, sagte der Bürgermeister von Étretat damals den Medien. Genervte Anwohner würden schon ihre Koffer packen, um umzuziehen. Er drohte damit, dass Étretat nur noch für einheimische Autos zugänglich sein würde, außerhalb des Dorfes sollten dafür mehr Parkplätze errichtet werden.
Seither scheint die Liebe der Besucher und Besucherinnen nicht nachgelassen zu haben. Inzwischen kommen jährlich knapp 1,5 Millionen, was die Gemeinde besorgt. Denn durch die fortschreitende Erosion kommt es auch zu gefährlichen Felsabstürzen.
Die örtliche Feuerwehr warnte 2022 in einem Video vor den Gefahren, die sowohl auf den Klippen als auch an ihrem Fuß drohten. Die Menschen gingen immer mehr Risiken ein, um auf den Felsen Fotos zu machen, hieß es. Wenn Touristen sich für ihre Selfies zu nahe an den Klippenrand heranwagten, kam es bereits zu tödlichen Unfällen.
Doch nicht nur die Wege nahe dem Abbruch der Steilküste, auch kleine Tunnel in den Klippen und ein Felsloch stellen beeindruckende Kulissen dar – und sind beliebte Spots für Instagram-Fotos:
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Ende April hat die Gemeinde des Seebades eine Anordnung erlassen, die die Spaziergänge zu den Felsbögen und Klippen reguliert: »aufgrund der Zerbrechlichkeit und Gefährlichkeit der Klippen sowie des Rückgangs der Küstenlinie und der Nichtbeachtung der Gezeiten«, heißt es darin. Verboten ist es nun, weite Teile der Strände der Gemeinde zu betreten und durch die viel fotografierten Felsdurchbrüche unterhalb der Spitzen der Klippen zu laufen, wie etwa durch den Tunnel Trou à l’homme.
Auf Höhe der Klippen sind die Zugänge zu allen Höhlen, zur »Chambre des Demoiselles« auf der Porte d’Aval oder zum “Descente au Chaudron” auf der Porte d’Amont verboten. Auf den Wegen der Hochplateaus der beiden Bögen muss ein Abstand von fünf Metern zur Kante eingehalten werden. Wer die Verbote missachte oder über Absperrungen klettere, dem droht ein Bußgeld. Rettungseinsätze, bei denen Menschen an den Klippen geborgen werden, könne die Feuerwehr in Rechnung stellen.
Weiterhin erlaubt wird das Fotografieren von der Promenade in Étretat aus und der Besuch der Pointe de la Courtine – was noch immer spektakuläre Bilder liefert:
Ein anderes berühmtes Felsentor in Europa ist vor ein paar Jahren zusammengebrochen: das »Azure Window« vor der Küste der maltesischen Insel Gozo. Der 20 Meter hohe Bogen aus Kalk, der sich durch Erosion erst im 19. Jahrhundert gebildet haben soll, stürzte 2017 während eines Sturms ein. Schon fünf Jahre zuvor wurde das Betreten verboten, was häufig ignoriert und daher unter Strafe gestellt wurde.